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Von den Küchendörfern zu Halles industriellem Osten

(Text – Super Sonntag vom 14.06.2009)

Osttangente und Ausbau der Delitzscher Straße werten Halles Osten auf.

Wo heute Deutschlands älteste Schokoladenfabrik steht, die Tageszeitung für Halle produziert wird, Deutschlands zweitbeliebteste Backmischungen produziert werden oder die Straßenbahn Halles “zu Hause” sind, dort waren vor rund 150 Jahren die “Küchendörfer” Halles zu finden.

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Gemüse für die Stadt



Büschdorf etwa, das Dorf an der bedeutenden Handelsstraße ins Kursächsische, das Gemüse für Halle und Leipzig produzierte. Auch in den Dörfern, die entlang des Reidebachs entstanden waren und heute den Ortsteil Reideburg bilden – Reideburg, Sagisdorf, Krondorf, Baweritz oder Schönnewitz – hatten fruchtbaren Boden und eine garantierte Wasserversorgung, um den Hallensern frisches  Gemüse auf den Tisch zu bringen.Und in Diemitz, das die Hallenser heute vor allem als “Eisenbahnviertel” und Durchfahrt zur A14 und A9 kennen, wurde neben Gurken vor allem Kümmel angebaut. Deshalb erzählen alte Diemitzer heute noch vom Kümmeldorf.

Das Gesicht der Dörfer wandelte sich, als nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 die Industrialisierung in Halle voranstürmte, sich die Wohnsiedlungen nach Süden ausdehnten und die Industrie das hallesche Umland im Osten besetzte. Vor allem, als um 1880 eine erste “Berliner Brücke” die Stadtgrenze der Bahngleise nach Osten durchbrach – vier Eisenbahnlinien kreuzten Halle damals – entstanden in Diemitz Werkstätten (nicht nur!) für die Eisenbahn, führten Gleise aus neuen Großbetrieben zu dem 1870 feierlich eingeweihten Zentralen Güterbahnhof, wurden in dem einst idyllischen Dörfchen Wohnungen für Arbeiterbund Angestellte der Bahn gebaut.

Straßenbahn aufs Land



Beredtes Zeugnis für die Eroberung der Saalkreisdörfer durch die Industrie mag sein, dass bereits 1914, 36 Jahre, bevor Reideburg, Kanena, Büschdorf und Diemitz nach Halle eingemeindet wurden, die Städtische Straßenbahn Halle bis nach Schönnewitz fuhr. Oder die Otto-Stomps-Straße, benannt nach einem Bankier, der sich rechtzeitig ein großes Areal für die Erbauung von Industriebetrieben an “seiner” Straße sicherte.

Heute verstecken sich die alten Dorfkerne hinter hohen Mauern und Toren vor dem scheinbar unaufhaltsamen Verfall von leer stehenden Mietshäusern, Stadtvillen und Betriebsgebäuden. Aber mit dem Neubau der dritten Berliner Brücke anstelle der 1916 von französischen Kriegsgefangenen erbauten zweiten, dem Ausbau der Delitzscher Straße und der Erweiterung der

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Osttangente setzen Stadt und Land deutliche Signale für Halles industriellen Osten. Uns so besteht Hoffnung, dass sich zwischen florierenden Logistik-Unternehmen und stillgelegtem Schlachthof neues Leben regt und es wieder heißen kann “Go East!”.

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